Shabby-Farben-Ratgeber

Kleiner Farbenratgeber für Shabby Chic-Fans

07.12.2014 – Dieser kleine Farbenratgeber ist eine Einführung und Übersicht speziell zu den Farben für Shabby Chic-Projekte. Unsere Spezialistin für Farben und Lacke hat ihn heute für unsere Facebook-Freunde verfasst. Die Übersicht gilt natürlich auch für die Restaurierung von Möbeln im Landhaus- und Vintage-Stil. Es geht dabei um die Farben und Lacke an sich – nicht um die speziellen Shabby-Techniken.


Weil hier ständig und immer wieder gefragt wird, welche Farben soll ich nehmen, was nehmt ihr, was kann ich mit welcher Farbe streichen, hier ein paar Tipps von mir – ohne jegliche Gewähr. Aber ich habe vor 30 Jahren Maler und Lackierer sowie Einzelhandelskauffrau in Farben und Tapeten gelernt und ich streiche selbst sehr viel, habe also ein bisschen Erfahrung.

1. Lacke

Wenn ihr eine Farbe kaufen wollt, dann schaut doch einfach mal auf die Dose und lest euch das durch. Der Hersteller schreibt das nicht aus Spaß und ab und an bewahrt lesen vor Fehlern. Auf den Dosen steht meistens, ob es sich um Acryllack, Kunstharzlack, Polyurethanlack handelt.

a) Acryl- und PU-basierte Lacke

Die Acryllacke sind meist schnell trocknend, umweltfreundlich und ganz gut geeignet für Shabby-Sachen. Sie sind auch relativ stoßfest und – WICHTIG – man kann sie in Wohnräumen verarbeiten. Sie sind auf Wasserbasis, was heißt, die Pinsel werden mit Wasser ausgewaschen.

Acryllacke sind sehr gut geeignet für edlere Oberflächen, wie bei Landhaus-Möbeln. PU-basierte Lacke zeigen bessere Eigenschaften hinsichtlich Deckkraft und Haftung.

b) Kunstharzlacke

Kunstharzlacke brauchen ca. 12-24 Std. zum Trocknen. Sie sind auf Lösemittelbasis und werden mit Terpentinersatz oder Verdünnung verdünnt (Hersteller-Empfehlungen beachten!) und damit auch die Pinsel ausgewaschen. Sie eignen sich nicht besonders für Shabby-Look und sind nicht besonders gesund. Sie haben den Vorteil, dass die Farbe gut verläuft, man kaum Pinselstriche sieht und sie zum Beispiel für Tischplatten gut geeignet sind, weil sie wasserabweisend und schlag- und stoßfest sind.

Alle Lacke sind fast immer für Holz, Metall usw. geeignet. Wie schon geschrieben, Text auf der Dose lesen schadet nicht.

Was für ALLE Farben gilt, ist folgender Satz:
Der Untergrund muss sauber, fest, fettfrei, staubfrei und trocken sein.
Bei all euren Arbeiten, verinnerlicht das. Eine Farbe ist nur so gut wie ihr Untergrund.

2. Dispersionsfarben, Wandfarben, Fassadenfarben

  • Es gibt Dispersionsfarbe für INNEN (Wandfarbe) und es gibt Dispersionsfarben für außen (Fassadenfarbe). Wenn ihr die Abtöntuben kauft, sind die fast immer für innen und außen geeignet. (LESEN!!!) Sie eignen sich gut bis sehr gut für shabby, lassen sich prima verarbeiten und trocknen schnell.
  • Wandfarbe ist nur für innen geeignet, sie ist nicht wasserfest und wenn ihr mit einem Schwamm drübergeht, dann wischt sich die Farbe ab. Sie ist nicht besonders haltbar, deswegen wachsen viele nach dem streichen, um eine bessere Haltbarkeit zu erzielen.
  • Fassadenfarbe für außen ist teurer, aber sie ist wasserfest. Das heißt, die könnt ihr auch mal mit einem Schwamm abwaschen, das hält die aus.
  • Wandfarben, Dispersionsfarben und Fassadenfarben haben meist wenig bis gar keinen Glanz, sie sind meistens matt. Sie sind immer wasserlöslich, das heißt, Pinsel oder Schwamm können mit Wasser ausgewaschen werden und die Farben mit Wasser verdünnt werden.
  • Latexfarben gibt es für innen und außen. Sie ergeben nach dem Streichen eine Art Haut und sind daher abwaschbar. Sie sind oft glänzend oder seidenglänzend, für Shabby-Sachen wegen des Glanzes nicht so geeignet.

Für eine bessere Haltbarkeit und um eine Patina zu erzielen, kann anschließend Wachs aufgetragen werden. Das bietet sich insbesondere bei angeschliffenen Shabby-Projekten an. Das Wachs sollte hier terpentinfrei sein und einen hohen Carnauba-Anteil haben. Für Esstische darüber hinaus schweiß- und speichelecht. Es muss übrigens kein „Antik-Wachs“ sein, das ist eher für rohes, unbehandeltes Holz gedacht. Eine Alternative für Tischplatten sind 1 bis 2 Schichten (Kunstharz-) Klarlack, aber das ist bei manchen Shabby-Puristen verpönt.

3. Kreidefarben

Kreidefarben ergeben eine besonders antik anmutende Oberfläche. Früher hat man „Kreidefarbe“ selbst angerührt und manche „Shabby-Profis“ machen das heute noch. Sie mischen z.B. Gips unter die Farben und mischen wild hin und her. Hier gilt „Versuch macht kluch“. Dazu fragt ihr am besten einen dieser speziellen Shabby-Experten oder wenn ihr schon geübter seid, versucht es selbst. Seid mutig in euren Versuchen, denn was soll schon passieren? Zur Not müsst ihr das Möbel nochmal neu bearbeiten. Aber durch eigene Erfahrung lernt man immer noch am besten.

Es gibt auch Kreidefarben (engl.: Chalk Paint) fertig von verschiedenen Herstellern. Die Farben sind meist für shabby hervorragend geeignet, aber oft auch teuer, denn „shabby“ im Wort wird da mitverkauft. Manche bilden genauso wie die Latexfarben eine Haut, die zwar momentan supertoll aussieht, aber in ein paar Jahren kann man diese Haut relativ unschön vom Möbel abziehen.

Auch hier bietet sich Wachs (s.o.) zur Versiegelung an.

4. Untergrund

Wie oben schon geschrieben, das Wichtigste an der Sache ist nicht die Farbe, sondern der Untergrund. Prüft ihn genau, eine Farbe kann nur so gut halten wie der Untergrund fest ist.
Also…

  • Ist der Untergrund FEST? Keine abblätternde Farbe, kein kaputtes, splitterndes Holz etc.
  • Ist der Untergrund SAUBER? Nach manchen 100 Jährchen ist oft Dreck auf den Möbeln. Nicht immer sichtbar aber garantiert da. Also Dreck abwaschen schadet NIE, auch wenn es immer wieder welche gibt, die euch was anderes einreden wollen. Eine warme Seifenlauge eignet sich perfekt (z.B. cremefreie Flüssigseife in Wasser).
  • Ist der Untergrund STAUBFREI? Auch Staub sieht man nicht immer aber er ist da. Er bildet unschöne Klümpchen beim streichen und sieht fertig einfach nur hässlich aus. Also auch hier abwaschen schadet NIE, ganz besonders nicht wenn man vorher geschliffen hat.
  • Ist der Untergrund TROCKEN? Logisch, auf nassem Untergrund kann nichts halten. Von daher nach dem Abwaschen immer gut trocknen lassen und aufpassen, dass das Möbel nicht an sich feucht ist. Denn dann kann es faulen.
  • Ist der Untergrund FETTFREI? Wenn das Möbel gewachst oder geölt wurde oder eine Möbelpolitur benutzt wurde, kann es sein, dass es NICHT fett- oder ölfrei ist. Das kann man nicht immer auf den ersten Blick erkennen. ABER die Farbe hält schlechter. Von daher, wenn ihr unsicher seid, reibt das Möbel mit Verdünnung, Spiritus, Terpentinersatz oder Abwachser ab. Ihr werdet euch wundern, was ihr da teilweise für einen Belag runterholt. Stellt euch vor, dieser Belag ist zwischen Farbe und Untergrund, da KANN keine Farbe richtig halten, denn jede Farbe hält nur so gut wie sie sich auf dem Untergrund „verankern“ kann.
  • Wenn der Untergrund EXTREM GLATT ist, müsst ihr das Möbel ein bisschen anschleifen, um den Untergrund aufzurauhen. Auch das ist für eine bessere Haftung.

5. Haftgrund, Isoliergrund, Sperrgrund

Manche Möbel sind gebeizt, lasiert oder ähnliches. Dann kann es passieren, wenn ihr drüber streicht, dass das Möbel ausblutet. Selbst bei Natur-Hölzern wie Eiche kann das auftreten. Durch die Flüssigkeit in der Farbe werden Pigmentstoffe im Möbel gelöst und dringen durch die Farbe durch. SEHR ÄRGERLICH und unschön. Daher ist es von Vorteil, manche Möbel mit Haftgrund oder Isoliergrund vorab zu streichen. Es gibt verschiedene Hersteller und leider verschiedene Qualitäten. Hier fragt ihr am besten einzeln die verschiedenen Experten, was sie euch für speziell euer Projekt (!) empfehlen. (Keinen Baumarktmitarbeiter, die versuchen immer nur eigene Produkte zu verkaufen.)

Wichtig ist dabei: lieber in mehreren Schichten dünn streichen, damit nicht zu viel Flüssigkeit in Untergrund und Holz eindringen kann.

Okay, ich gebe zu, das war jetzt viel zu lesen, aber lieber vorher mal 5 Minuten gelesen statt sich hinterher grün zu ärgern, dass das Projekt misslungen ist.

Viel Erfolg bei eurer Arbeit!


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last update: 12.11.2017

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